von Helmut Stapel
Die amerikanische Glitzermetropole hat weit mehr zu bieten als Casinos und Elvis-Doubles. Dafür lohnt sich ein Ausflug oder ein Abstecher nach Downtown, wo junge Kreative und Alteingesessene den perfekten Mix ausmachen. Zehn Ideen fernab des Las Vegas Boulevard!
Frühstück wie bei Freunden
Der beste Tipp für Frühaufsteher und Frühstücks-Fans: Coco's Bakery Restaurant an der Tropicana Avenue. Wer Las Vegas unter Nachbarn erleben will, ist hier genau richtig. Allerdings: Wer nicht aufpasst, fährt glatt an dem unscheinbaren, ockerfarbenen Häuschen vorbei. Direkt an der Straße gelegen und mit Asphalt-Parkflächen links und rechts, fehlen für das Bild der perfekten Tankstelle eigentlich nur die Zapfsäulen. Hinter der quietschenden Eingangs-Glastür aber, verbirgt sich eines der beliebtesten lokalen Restaurants in Las Vegas. Das Frühstücksangebot bei Coco‘s ist im wahrsten Sinne des Wortes riesig. Schon, wer den Standard mit Rührei, Schinken, gebackenen Bohnen und geriebenen Kartoffeln bestellt, kann sich die Portion bequem mit jemandem teilen.
169 E Tropicana Avenue, www.cocosbakery.com
Die dunkle Seite von Sin City
Wer ohnehin sein Quartier im alten Las Vegas aufgeschlagen hat, kommt um einen Besuch im MOB-Museum nicht herum. Die spannende Dauerausstellung nimmt die Besucher mit in die Ära der großen Gangster in den USA und speziell in Las Vegas. Bugsy Siegel, die Mafia, Geldwäsche, Auftragsmorde – die Geschichte der Spielerstadt in der Wüste ist eng mit dem organisierten Verbrechen verbunden – den so genannten „Mobsters“. Filme, ein virtueller Schießstand, interaktive Rollenspiele und Berichte von Zeitzeugen machen den Besuch im MOB-Museum zu einer ganz besonderen Erfahrung. Wer auf den Geschmack gekomen ist, kann sich zum Abschluss als Ganove im klassischen „Line Up“ bei der Gegenüberstellung im Polizeirevier einreihen – zum Glück nur für ein Erinnerungsfoto.
300 Stewart Avenue, www.themobmuseum.org
So schön kann Schrott sein
Er ist so etwas wie das Auffangbecken für nutzlos gewordene Leuchtreklamen – der Neon Boneyard. Seit gut zehn Jahren kümmert sich am Las Vegas Boulevard ein Verein darum, dass alte Neon-Schilder statt im Müll auf dem begehbaren Schrottplatz landen. Das Ergebnis: Inzwischen sind gut 260 der großformatigen Glühbirnen-Tafeln auf dem Gelände des „Boneyards“ zu sehen. Für 19 Dollar inklusive Führung ist die sehenswerte Zeitreise in die Vergangenheit von Las Vegas zu haben. Immerhin stammen die ältesten Leuchtreklamen aus den 30er Jahren – vom „Stardust“-Schriftzug bis zum 3,50 Meter hohen Billard-Spieler. Fotografieren ist erlaubt. Anfassen nicht – Rostgefahr.
770 N Las Vegas Boulevard, www.neonmuseum.org
Gut schlafen in Downtown
Eine Zeitreise der ganz anderen Art bietet in Downtown Las Vegas das Hotel Golden Gate. Tatsächlich stammt das zweistöckige Ursprungs-Haus noch aus der Gründungszeit der Stadt und trotzt seit dem Jahr 1906 den drum herum in den Himmel wachsenden Casino-Hotels. Mit nur 106 Zimmern bietet das renovierte Golden Gate eine familiäre Atmosphäre und günstigere Preise als die Hotels in der gut zehn Autominuten entfernten Innenstadt. Und: Wer sich hier auf eine der roten Kunstleder-Bänke im Restaurant setzt, bekommt für nur 1,99 Dollar eine ganz besondere Delikatesse: Den offiziell besten Krabbenco*cktail der Stadt seit 1950 – „The best tail in town.“
1 Fremont Street, www.goldengatecasino.com
Ein Hauch von Sinatra, Monroe und Presley
Gelebte Geschichte – dafür muss man sich im Restaurant-Bistro Bootlegger einfach nur an der richtigen Stelle hinsetzen. Tatsächlich haben in den halbrunden Ledersitzecken schon Frank Sinatra, Dean Martin oder Elvis Presley gesessen und gegessen. Die vielen Fotos an der Wand zeugen von Spaghetti-Vorlieben und Rotwein-Gelagen. Betrieben wird das italienische Spezialitätenhaus schon in der dritten Generation. Wenn man Glück hat, erzählt Besitzerin Loraine Hunt-Bono eine Geschichte aus den guten alten Zeiten – zum Beispiel, wie sie Marilyn Monroe in der Garderobe die Haare gebürstet oder mit Frank Sinatra im Restaurant ihrer Eltern gesungen hat.
7700 S Las Vegas Boulevard, www.BootleggerLasVegas.com
Gruseliger Ausflug in die Geisterstädte
Wer immer schon gedacht hat, Geisterstädte seien gruselig, der kann beruhigt sein: Geisterstädte sind gruselig. Auf einer Tour mit dem Auto und Start in Las Vegas ist die Geisterstadt Goldpoint ein perfektes Ziel. Nach rund 180 Meilen erreicht man das verlassene Städtchen mitten in der Wüste – die Begrüßung durch das Galgenpodest, die windschiefen Holzhütten und 80 Jahre alte Oldtimer-Wracks könnte nicht besser sein. Die gute Nachricht: Wer von der Abenddämmerung überrascht wird, kann beim Inhaber des alten Saloons auf Bed & Breakfast-Basis übernachten. Die noch bessere Nachricht: Walt nennt 270 verschiedene Sorten Whiskey sein eigen und lädt gern auf ein Gläschen ein. Achtung: Auf dem Weg nach Goldpoint volltanken. Ist der Tank plötzlich leer, hat die Geisterstadt wieder ein paar neue Bewohner mehr – gruselig.
Höher, schöner, weiter: der Stratosphere Tower
Auch, wenn der Name leicht übertrieben ist, denn die Stratosphäre beginnt erst in rund elf Kilometern Höhe, bietet der Stratosphere Tower eine Aussicht über Las Vegas wie kein anderer Punkt. Das Restaurant in gut 250 Metern Höhe dreht sich einmal pro Stunde komplett. Viele Gäste bleiben deshalb gern länger sitzen. Eine Reservierung ist angebracht. Eine Attraktion, die man bestenfalls vor dem Essen nutzt, ist der „Big Shot“ ein Freefall-Tower an der Spitze des Turms. Für 25 Dollar wird man hier raketenartig 40 Meter in die Höhe geschossen und ist tatsächlich einen kleinen Moment schwerelos, bevor es wieder in sausender Fahrt nach unten geht – zwar nicht ganz Stratosphäre, aber immerhin…
2000 S Las Vegas Boulevard, www.stratosphereHotel.com
Unterwegs auf dem ET-Highway
Ein Erlebnis der außergewöhnlichen Art wartet nur gut drei Autostunden von Las Vegas entfernt: der legendäre Ort Rachel am Highway 375 – dem „Extraterrestrial-Highway“, so der offizielle Name der Straße seit 1996. Der ET-Highway führt entlang der Militärbasis Area 51, wo Ufo-Fans seit Jahrzehnten gefangen gehaltene Außerirdische vermuten. Kein Wunder also, das Rachel als einziger Ort an der 160 Kilometer langen Straße zum Mekka der Ufo-Nauten geworden ist. Das Motel Little A'Le'Inn ist als internationaler Treffpunkt mit Fotos, Berichten von Ufo-Sichtungen und Souvenirs ausgestattet. Nicht verpassen: den Alienburger mit einer Tüte Kartoffel-Chips als Beilage und ein Selbstporträt vor dem Straßenschild „ET-Highway“.
Mit dem Helikopter zum Grand Canyon
Weniger Glitzer, weniger Dauer-Party – die Ruhe in Downtown Las Vegas hat einen Vorteil: Man kann sich gut den Wecker auf vier Uhr morgens stellen, um mit dem Hubschrauber in den Sonnenaufgang über dem Grand Canyon zu fliegen. Vom Flugplatz aus geht es mit dem Vier-Mann-Helikopter Richtung Horizont und die aufgehende Sonne lässt die verschlafenen Augen groß werden. Die Licht- und Schattenspiele über dem Grand Canyon sind atemberaubend. Ein kurzer Ausstieg und der Gang über den gläsernen Rundlauf „Skywalk“ am Grand Canyon gehören bei den meisten Anbietern dieser Touren dazu. Achtung: Sonnenbrille nicht vergessen!
Dieser Anbieter wird für Flüge ab Las Vegas empfohlen: www.papillon.com
Die versteckte Pizza
Sie ist zwar direkt am Las Vegas Strip – aber irgendwie auch nicht: die Hidden Pizzeria. Wer das Lokal sucht, wird zwar schnell ins riesige Cosmopolitan Hotel geschickt. Doch hier wissen nicht einmal die Angestellten, wo diese Pizzeria sein soll. Deshalb: mit dem Fahrstuhl in den dritten Stock fahren, aussteigen, sich nach rechts an der Wand langtasten und direkt vor dem Sushi-Restaurant abbiegen. Geschmückt mit Vinyl-Schallplatten führt hier ein schmaler Gang gut 20 Meter in die Tiefen des Hotels. Am Ende wartet als Belohnung die Hidden-Pizzeria, ein Flipper und für 4,50 Dollar eines der leckersten Pizza-Stücke in Las Vegas.
3708 S Las Vegas Boulevard, www.cosmopolitanlasvegas.com
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